
Pilzgifte – Giftpilze
Pilze sind wie kaum ein anderer Organismus in der Lage, hochkomplexe Verbindungen herzustellen. Dieser Umstand macht sie gefürchtet, aber darin liegen auch Chancen neue Wirkstoffe für die Medizin zu entdecken. Einer der ersten Wirkstoffe ist das Penicillin, welches von einer Pinselschimmelart stammt und bereits 1942 therapeutisch eingesetzt wurde. Viele Pilzgifte sind bereits erforscht, aber es gibt auch eine ganze Reihe Arten deren Wirkstoffe und Folgen noch nicht ausreichend untersucht wurden. So gibt es immer wieder neue Erkenntnisse und ein vorher beliebter Speisepilz findet sich nun auf der Liste der giftigen Arten. Daher sollte man auch immer möglichst neue Literatur verwenden. Ein gutes Beispiel ist der Echte Ritterling, Grünling (Tricholoma equestre), früher ein Marktpilz, heute als potenziell gefährlicher Giftpilz eingestuft, da er in Einzelfällen zu Muskelzersetzung mit Todesfolge geführt hat.
Eine Übersicht von Pilzgiften:- Amanitin/Phalloidin
Diese Gruppe von Pilzgiften ist die mit Abstand häufigste Ursache tödlich verlaufender Pilzvergiftungen. Insbesondere der Grüne Knollenblätterpilz und einige seiner nahen Verwandten sind dafür bekannt bei leichtsinnigen Sammlern schwerste Vergiftungen hervorzurufen. Diese Gruppe Gifte kommt aber auch in einigen anderen Gattungen vor, wie Häublingen oder Schirmpilzen. Besonders der Nadelholzhäubling, der dem Stockschwämmchen sehr ähnlich sieht und manchmal sogar mit diesem gemeinsam am selben Holz wächst, ist sehr tückisch.
Die Latenzzeit bis zum Einsetzen von Vergiftungserscheinungen ist relativ lang (8 bis 24 Stunden), nach 3 bis 7 Tagen macht sich die Zerstörung der Leber bemerkbar. -
Muscarin
Ein Nervengift, welches zu einer Dauererregung von Synapsen führt. Die Wirkung setzt sehr schnell ein und führt zu Schweißausbrüchen, Speichel- und Tränenfluss und Magen-Darmproblemen. In der Folge kann es zu einem Kreislaufkollaps und Herzlähmung mit Todesfolge führen. Gegen Muscarin-Vergiftung wird Atropin als Gegengift eingesetzt.
Es kommt in zahlreichen Pilzarten vor, wie z.B. Risspilzen und Trichterlingen. -
Orellanin
Ein Zielorgan toxisches Gift, welches erst in den 50er und 60er Jahren genauer untersucht wurde, nachdem es in Polen zu einigen Todesfällen und schweren Vergiftungen im Zusammenhang mit Schleierlingen gab, die bis dahin noch als ungiftig eingestuft wurden. Das Tückische ist die lange Latenzzeit, erst nach 3 bis 14 Tagen beginnt sich die Zerstörung der Nieren zu zeigen. Überlebende sind im Anschluss auf Dialyse oder ein Spenderorgan angewiesen. -
Gyromitrin
Besonders in der Frühjahrslorchel enthalten und der Grund, warum man diese niemals mit Morcheln verwechseln sollte. Es führt zur Zerstörung der Leber und kann so zum Tode führen. Das Gift ist sehr flüchtig und so wurden getrocknete Lorcheln früher oft verzehrt. Da der Stoff mittlerweile als krebserregend bekannt ist, muss davon dringend abgeraten werden, zumal man ihn auch über die Luft aufnehmen kann. -
Ibotensäure, Muscimol, Muscazon
Nervengifte, die besonders bei Wulstlingen, wie Pantherpilzen und Fliegenpilzen enthalten sind. Es führt zu Muskelzuckungen, Schwindel und Halluzinationen. Bewusstlosigkeit und in seltenen Fällen Tod durch Atemlähmung kann die Folge sein, eine Behandlung mit Atropin kann Schlimmeres vermeiden. -
Psilocybin
Stark psychoaktives Gift der Kahlköpfe und Düngerlinge, die gerne mal auf Rasenflächen vorkommen. Gefährdet sind Kinder und auch der Missbrauch als Droge kommen vor. Vor letzterem kann nur abgeraten werden, da zahlreiche negative Symptome auftreten können, wie Angstzustände, Benommenheit, Neigung zu Gewalt usw. Die Arten fallen unter das Betäubungsmittelgesetz! -
Hämolysine
Sehr häufig und in zahlreichen Speispilzen (!) enthalten. Diese Stoffe sind über 60°C instabil und zerfallen. Daher sollten Pilze immer gut durchgegart werden. Beachtet man das nicht, oder verzehrt sie roh, können diese Stoffe die roten Blutkörperchen zerstören. -
Weitere, teilweise noch unerforschte Inhaltsstoffe:
Unter dem Paxillus Syndrom versteht man die Bildung von Antikörpern bei der wiederholten Aufnahme noch nicht genau erforschter Stoffe, beispielsweise dem Kahlen Krempling. Er wurde und wird leider immer noch von Einigen als Speispilz verwendet. Die sich mit der Zeit sammelnden Antikörper wenden sich dann, manchmal nach vielen Jahren (!) gegen den Körper, insbesondere die roten Blutkörperchen und lösen eine fatale Hämolyse aus. Er gilt deswegen als tödlich giftig!
In einigen Pilzen gibt es Inhaltstoffe, die mit Alkohol interagieren und Vergiftungen auslösen bzw. verstärken. Der Grünling, Echter Ritterling war ein sehr geschätzter Speisepilz, doch gab es mehrere Todesfälle, die mit dem Genuss dieses Pilzes oder naher Verwandter im Zusammenhang stehen. Warum er bei einigen Personen zur Zersetzung von Muskelgewebe des Herzens geführt hat, ist z.Z. Gegenstand der Forschung. -
Schwermetalle, radioaktive Stoffe
Pilze sind dazu in der Lage zahlreiche Stoffe in ihren Fruchtkörpern anzusammeln. Das können radioaktive Stoffe wie Cäsium-137 sein, das nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl immer noch in manchen Regionen in hohen Dosen zu finden ist, oder auch einige Schwermetalle wie Blei, Arsen und Cadmium. Besondere Arsen-Anreicherer sind z.B. wilde Champignons, weshalb man lieber auf Zuchtpilze ausweichen sollte. -
Neben all den genannten Punkten gibt es noch individuelle Unverträglichkeiten
und Allergien, die dazu führen, dass manche Personen einige Arten nicht
vertragen.
Generell sollten Pilze nur in Maßen gegessen werden.
Kontakt: