Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft von 1953 e.V.
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Fledermaus-Winterquartier in Ilsede

In Deutschland leben rund 25 Fledermaus-Arten. Die überwiegende Anzahl dieser Säugetiere ist gefährdet oder stark gefährdet. Aus diesem Grund kommt deren Schutz ein besonderer Stellenwert zu.

Fledermäuse sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die sich in unseren Breiten ausschließlich von Insekten ernähren, die ihnen im Bereich der Industriebrache Ilseder Hütte ausreichend zur Verfügung stehen.

Sie benötigen neben einem reichen Nahrungsangebot auch unterschiedliche Sommer- und Winterquartiere. Während in der warmen Jahreszeit viele Möglichkeiten wie Baumhöhlen, Nistkästen, Scheunen und Dachböden als Tagesquartier und Wochenstuben genutzt werden können, herrscht an geeigneten Überwinterungsquartieren mit ihren sehr speziellen Anforderungen häufig ein Mangel.

Natürliche Felshöhlen, Spalten etc., die unbedingt frostfrei, störungsarm und mit einer erhöhten Luftfeuchte ausgestattet sein müssen, sind in der Region kaum vorhanden, und so müssen die Tiere Alternativen in Form von alten Kellern, Gemäuern, Stollen und Luftschutzbunkern finden.

Hier kann man die Tiere durch geeignete Maßnahmen wirkungsvoll unterstützen und schützen.

Das Projekt: Umgestaltung eines Stollens in ein Fledermausquartier

Im Bereich eines etwa 10 Meter hohen und 50 Meter breiten Bahndammes im Südwesten des Hüttengeländes befindet sich, heute kaum noch erkennbar, ein alter betonierter Stollen, der einst wohl dem Materialtransport zur Kokerei diente. Während er auf der Westseite verstürzt und nicht mehr zugänglich ist, konnte man den fast völlig unter Brombeersträuchern verborgenen Eingang auf der Ostseite mit Mühe noch erreichen. Der Stollen hat einen Querschnitt von 2x2 Metern bei einer intakten Länge von ca. 40 Metern. Auf halber Länge befindet sich ein großer Lüftungsschacht, der ca. 3 Meter an die Oberfläche reicht und von einer Betonplatte abgedeckt ist.

Nach einem sehr interessantem Vortrag über Fledermäuse durch Herrn Bernd Rose vom NABU im Rahmen eines Monatstreffen der Peiner BioAG, kam mir der alte Stollen, der mir vom Geocaching bekannt war, wieder in den Sinn, und so konnte ich Herrn Rose zu einer Begehung gewinnen, um die Eignung des Objektes in Augenschein zu nehmen.

Dabei wurde schnell klar, dass hier mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand ein sehr gutes Überwinterungsquartier erstellt werden kann. Die Zielsetzung des Projektes sollte sein:

  1. Zu verhindern, dass weiterhin Unbefugte das Gelände betreten können
  2. Die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit
  3. Verhindern von Zugluft
  4. Schaffung von Verstecken und Nischen in geeigneten Größen
  5. Verkleinerung der Einflugöffnungen auf Idealmaß
  6. Freihalten der Einflugschneise
  7. Zählbarkeit der überwinternden Tiere
  8. Öffentlichkeitsarbeit durch Infotafel, Betreuung von Besuchern aus z.B. Schulklassen und Altenpflegeheimen der Umgebung

Nachdem wir freundlicherweise die Genehmigung der Gemeinde Ilsede für die langfristige Nutzung und Sicherung des Geländes erhalten hatten, konnte Dank der finanziellen Unterstützung der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung mit der Umgestaltung und Optimierung begonnen werden.

Im Herbst 2019 wurde der Zugang und der betroffene Hang zur Arbeitsvorbereitung durch die Fa. Gloger Landschaftsbau aus Ilsede vom meterhohen Gestrüpp befreit, um die nachfolgenden Arbeiten überhaupt zu ermöglichen.

Am darauffolgenden Samstag wurde ein ehrenamtlicher Arbeitseinsatz der Peiner BioAG organisiert, der dabei tatkräftige Unterstützung der Klasse 8 der Ilseder Hauptschule und ihrer Klassenlehrerin Frau Pape erhielt. In rund zwei Stunden räumten die fleißigen Helfer rund 2 m³ Müll und Unrat aus dem Stollen und der Umgebung.
Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Helfer!

Ende Oktober konnte die geplanten Umbauarbeiten durch die Fa. Hoyer-Bau aus Peine durchgeführt werden:
Zuerst wurde der Bereich des Lüftungsschachtes bis auf zwei Einflugschlitze zugemauert. Die Abdeckplatte erhielt einen Rahmen aus Betonsteinen, so dass eine Wanne zum Auffangen von Regenwasser entstand. Sechs Löcher wurden daraufhin gebohrt und leiten zukünftig das Regenwasser in das Innere des Stollens, um die Luftfeuchtigkeit nachhaltig zu erhöhen.

Der Eingang des Stollens wurde mit massivem Mauerwerk und Wandankern verschlossen und eine verschließbare Stahltür zu Kontrollzwecken eingebaut. Nun sollte der Innenbereich vor zukünftigen Störungen und Müllablagerungen geschützt sein.

Im Inneren wurden verschiedene Hohlblocksteine mit Stahlarmierungen an den oberen Wänden befestigt, um später den Fledermäusen Verstecke zu bieten, die für uns aber gleichzeitig eine gute Möglichkeit der Kontrolle ermöglicht. Um die Entwicklung der optimalen klimatischen Bedingungen zu überprüfen wurden zusätzlich Thermo- und Hygrometer angebracht.

Nun heißt es abwarten, wie die Fledermäuse das neue Quartier annehmen. Weitere geplante Tätigkeiten im Stollen und im Umfeld:
Um über unsere Arbeit zum Fledermausschutz zu informieren, werden noch eine Infotafel und ein Hinweisschild angebracht. Geplant sind für den Sommer Führungen im Rahmen des Veranstaltungsprogramms der Peiner BioAG.

Das Projekt und die Pflege der Anlage, wie z.B. das Freischneiden von Bewuchs, Monitoring der Fledermäuse und ggf. weitere Optimierungen der Quartiere, werden von der Peiner BioAG geleistet.

 

Projektleitung:

Andreas Mennigke
Breite Straße 45a
31241 Ilsede
Tel.: 0162 7183841